Dienstzeitende: So sprichst du zivil
- Anna Schüller
- 19. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Wieso es am Dienstzeitende wichtig ist, militärische Begriffe zivil verständlich zu machen.

Wenn du nach deinem Dienstzeitende in die zivile Arbeitswelt wechselst, wirst du früher oder später an einen Punkt kommen, an dem du deine Erfahrungen und Fähigkeiten erklären musst.
Das Bewerbungsgespräch, der Lebenslauf, das Vorstellungstelefonat: Überall lauert eine unsichtbare Hürde – die Sprache.
Denn was für dich ganz normal klingt, ist für viele Personaler:innen und Führungskräfte aus der freien Wirtschaft schlicht nicht nachvollziehbar.
Aber keine Sorge: Du musst dich nicht verstellen – du musst nur übersetzen.
Hier zeige ich dir beispielhaft 5 militärische Begriffe, die du besser vermeidest – und wie du sie stattdessen so ausdrückst, dass deine zivilen Gesprächspartner:innen dich verstehen und schätzen lernen.
Doch Obacht! Beachte in welcher Branche du dich bewegst. Die wehrtechnische Industrie beispielsweise versteht mehr militärische Begriffe – und hier sind sie teilweise sogar sehr relevant für eine Bewerbung – als eine Bank oder ein Automobilhersteller.
1. "Teileinheitsführer" → "Teamleiter" oder "verantwortlicher Projektkoordinator"
Wenn du als Teileinheitsführer gearbeitet hast, warst du im Prinzip Teamleiter oder führende Fachkraft mit Personalverantwortung. Das kannst du so ausdrücken:
"Ich habe ein Team von X Personen geführt, Aufgaben verteilt und die Umsetzung operativer Ziele verantwortet."
2. "Verwendung" → "Position" oder "Aufgabenbereich"
"Verwendung" ist ein Begriff, der im zivilen Umfeld nicht existiert. Besser:
"In meiner letzten Position war ich zuständig für..."oder: "Mein Aufgabenbereich umfasste..."
So wirkt dein Lebenslauf gleich viel klarer und professioneller.
3. "Einweisung" → "Einarbeitung" oder "Onboarding"
Wenn du Kamerad:innen in einen Aufgabenbereich eingewiesen hast, hast du damit eigentlich eine klassische Einarbeitung durchgeführt. Im Zivilen nennt man das z. B. "Onboarding-Prozess" oder "fachliche Einarbeitung".
"Ich habe neue Teammitglieder strukturiert eingearbeitet und sie mit Prozessen, Sicherheitsstandards und Zuständigkeiten vertraut gemacht."
4. "Systembediener" → "Technischer Bediener komplexer IT- und Sensorsysteme" oder "Spezialist für Systemsteuerung in sicherheitsrelevanten Umgebungen"
Als Systembediener auf einem gepanzerten Fahrzeug verfügst du über technisches Know-how, hohe Konzentrationsfähigkeit und Stressresistenz. Im zivilen Kontext lässt sich das z.B. so beschreiben:
"Ich war verantwortlich für die Bedienung und Überwachung komplexer technischer Systeme in hochdynamischen und sicherheitskritischen Einsatzszenarien."
5. "Kamerad" → "Kollege" oder "Teammitglied"
Auch wenn dir das Wort "Kamerad" viel bedeutet und eine viel tiefere Bedeutung hat: Im Bewerbungskontext wirkt "Kollege" neutraler und anschlussfähiger. Außerdem unterstreichst du damit deine Teamfähigkeit:
"Ich habe eng mit meinen Kolleg:innen zusammengearbeitet, um das Projekt unter hohem Zeitdruck umsetzen zu können."
Achtung bei Abkürzungen
Militärische Abkürzungen und Bezeichnungen wie BS (Berufssoldat), SaZ (Soldat auf Zeit), DZE (Dienstzeitende), BFD (Berufsförderungsdienst), TSK (Teilstreitkraft), BaPers (Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr), RDL (Reservedienstleistung), S3, S4, Spieß usw. erschweren die Kommunikation mit Menschen außerhalb der Bundeswehr erheblich.
Wenn du jeden Begriff einzeln erklären musst, verlierst du nicht nur Zeit, sondern auch Aufmerksamkeit.
Deshalb: Sprich militärische Begriffe entweder in Gänze aus oder übersetze sie direkt in allgemein verständliche Begriffe.
So bleibst du anschlussfähig und zeigst, dass du dein Gegenüber ernst nimmst.
Warum Übersetzung so wichtig ist – und was du davon hast:
Die Fähigkeit, militärische Erfahrungen in zivile Sprache zu übersetzen, ist keine reine Stilfrage – sie ist ein echter Karriereschlüssel.
Wer verstanden wird, wird schneller eingeladen.
Wer klar kommuniziert, schafft Vertrauen.
Und wer es schafft, sein Profil im richtigen Licht zu zeigen, öffnet sich Chancen, die sonst vielleicht ungenutzt bleiben.
Denn mal ehrlich: Verstehst du jede zivile Stellenanzeige auf Anhieb?
Oder liest du manchmal Begriffe wie "Senior Expert“, Executive & Corporate Functions", "Customer Success Management", "Stakeholder-Communication" und denkst: "Das kann ich doch garnicht"?
Oft liegt das Missverständnis nicht an mangelnder Kompetenz – sondern an der Sprache.
Viele ausscheidende Soldat:innen bringen exakt die Fähigkeiten mit, die gesucht werden – aber sie erkennen sich selbst in den Ausschreibungen nicht wieder. Weil sie nie gelernt haben, die zivilen Anforderungen ins Militärische zu übersetzen.

Und genau da liegt die Krux:
Kommunikation ist keine Einbahnstraße.
Unternehmen tun sich oft genauso schwer damit, militärische Lebensläufe richtig zu lesen und einzuordnen sowie ihre Stellenanzeigen auf Ex-Soldaten auszurichten.
Das führt zu verpassten Chancen – auf beiden Seiten.
Deshalb ist es so wichtig, an dieser Schnittstelle aktiv zu arbeiten:
Du als Bewerber:in, indem du lernst, deine Leistungen und Fähigkeiten in der Sprache des Zielmarktes zu beschreiben.
Unternehmen, indem sie lernen, militärische Profile besser zu verstehen, deren Potenzial zu erkennen und bei der gezielten Suche nach ausscheidenden Soldaten, die Stellenanzeigen sprachlich entsprechend anzupassen.
Nur wenn beide Seiten sich aufeinander zubewegen, kann der Übergang von der Bundeswehr ins Zivilleben reibungsloser funktionieren.
Fazit:
Du musst nicht aufhören, soldatisch zu sein. Aber du darfst anfangen, deine Erfahrungen so zu kommunizieren, dass andere sie verstehen.
Das ist kein Verbiegen, sondern strategische Selbstvermarktung.
Wenn du lernen willst, wie du dein Profil nach Dienstzeitende klar und überzeugend präsentierst, melde dich gern bei mir. Wir finden die richtigen Worte für deinen neuen Weg.
Oder wenn du als Führungskraft ausscheidende Soldaten als Fachkräfte gewinnen möchtest und Hilfe bei der gezielten Ansprache oder der Kommunikation innerhalb deines heterogenen Teams aus zivilen und ex-militärischen Mitarbeitern benötigst, melde dich ebenfalls gerne bei mir.
Gemeinsam finden wir Wege und Lösungen.
oder kontaktiere mich unter anna@ichmeldemichab.de
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